Kopfkinoszene VI
Mit einem undurchdringlichen Lächeln auf den Lippen schließt du deine Wohnungstür auf und schiebst mich an dir vorbei in den Flur. Sofort fällt mein Blick auf die auf dem Boden ausgebreitete Decke, welche auch mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Da wir bereits darüber gesprochen hatten, weiß ich, was sie zu bedeuten hat, so dass es keinerlei Erklärung von dir bedarf.
Ich stelle meine Sachen ab, hänge meine Jacke auf und folge deinem Beispiel, als ich mir die Schuhe ausziehe. Im Gegensatz zu dir lasse ich jedoch unaufgefordert auch meine restlichen Kleidungsstücke folgen, während du für einige Augenblicke im Wohnzimmer verschwindest. Als du wiederkehrst, hältst du die mir bereits sehr vertraute Augenbinde in den Händen, welche du mir anlegst, nachdem ich mich auf die Decke gekniet habe.
Nach einem Kuss auf meine Stirn verlässt du mich erneut und so verharre ich nun nackt in deinem Wohnungsflur und versuche, die Geräusche einzuordnen, die du verursachst. Immer mal wieder durchquerst du den Flur und berührst mich zärtlich im Vorbeigehen, verweilst jedoch nicht.
Schließlich verstummen deine Schritte.
Ich weiß, dass du ins Wohnzimmer gegangen bist und die Tür nicht hinter dir geschlossen hast, so dass du theoretisch freie Sicht auf mich haben könntest. Beobachtest du mich oder beschäftigst du dich gerade mit völlig anderen Dingen? Ignorierst du mich oder wartest du nur auf ein Geräusch von mir? Ich versuche geduldig zu bleiben und mich abzulenken, indem ich die Sekunden zähle, spüre aber, wie ich immer nervöser werde.
Plötzlich stehst du wieder vor mir, legst mir mein Halsband an und bedeutest mir, aufzustehen.
Mein Zeichen, dass ein weiteres „Abenteuer“ mit dir beginnt…
(c) Traum der Nacht, Dez. 2008
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