Neugierde

~ Missverständliche Neugierde ~

Schlecht gelaunt saß Michelle auf ihrem Stammsessel in Julians Büro. Nicht nur, dass er sie morgens in aller Frühe unter die eiskalte Dusche gestellt hatte, als sie sich weigerte aufzustehen, nun hatte er auch noch das Haus zu einem angeblichen Geschäftstermin verlassen und dabei die Hunde mitgenommen, so dass sie sich nun völlig selbst überlassen war und nichts besseres zu tun hatte, als Löcher in die Luft zu starren und Julian zum wiederholten Male zu verfluchen. Einen schönen Tag hatte er ihr gewünscht und sie spöttisch angegrinst, als er das Büro verlassen und die Tür hinter sich zugezogen hatte, um seinen Termin wahrzunehmen. "Pah, soll er mich doch allein lassen! Von mir aus kann er so viele Termine haben, wie er will. Für mich hat er doch eh kaum noch Zeit!", fluchte Michelle vor sich hin und steigerte sich so immer mehr in ihre Wut hinein.

Schließlich hielt sie es in seinem Büro nicht mehr aus, so dass sie, wie so oft, einen Streifzug durchs Haus begann, wobei sie auch in den nicht genutzten Flügel vorstieß. Diesen zu betreten, hatte Julian ihr vor kurzem aus heiterem Himmel verboten, doch das war ihr in dem Moment mehr als egal. Neugierig sah sich um und stellte dabei fest, dass dieser Teil des Hauses offensichtlich schon seit längerem von Grund auf renoviert wurde, da sich die Arbeiten bereits im Endstadium befanden. Nun erst richtig verärgert, dass Julian ihr deshalb ein Verbot erteilte, versuchte Michelle herauszufinden, wofür dieser Abschnitt zukünftig genutzt werden sollte, doch alle Türen waren sorgfältig verschlossen.

Erfolglos gab Michelle irgendwann auf und beschloss, das versteckte Gartenhäuschen aufzusuchen, um abgeschottet vom Rest der Welt den Tag herumzubringen. Auf ihrem Weg durch den Garten beobachtete sie, wie der Gärtner, welcher das Efeu an der Hauswand zurück geschnitten hatte, seine Werkzeuge zusammenpackte, die Leiter jedoch stehen ließ, als er von dannen zog. Ohne lange zu überlegen, nutzte Michelle die Chance und schnappte sich die Leiter, um diese vor das Fenster eines der Zimmer zu positionieren, in welche sie sich vorher keinen Zutritt verschaffen konnte. Zu ihrem Glück befand sich auf passender Höhe unter dem von ihr gewählten Fenster ein kleines Vordach, welches ihr Vorhaben um einiges erleichterte. Als wäre dieser Glücksfall noch nicht positiv genug, stellte sie nach ihrem Aufstieg fest, dass das Fenster nur angelehnt war und somit kein Hindernis beim Betreten des Raumes darstellte.

Staunend und völlig fasziniert von der geschmackvollen Einrichtung sah Michelle sich nach ihrem Einstieg um und erkannte dabei relativ schnell, dass es sich hierbei nur um das Reich einer Frau handeln konnte. Aus jedem Winkel des Zimmers blitzte ihr der offensichtliche, aber dennoch nicht übertriebene Luxus entgegen, der sie sprachlos werden ließ. Für wen auch immer Julian diesen Raum gedacht hatte, ihm musste diese Person sehr wichtig sein. Da er sie jedoch nie mit teuren Geschenken oder ähnlichem überhäuft hatte, war Michelle überzeugt davon, dass es sich bei dieser Person nicht um sie handeln konnte.

Getroffen von dieser Erkenntnis wollte Michelle nur noch raus aus diesem Zimmer und stürzte förmlich aus dem Fenster. Auf dem Vordach musste sie jedoch feststellen, dass jemand die Leiter entfernt hatte und die Entfernung zum Boden zu hoch war, als das sie unbeschadet unten hätte ankommen können. Wohl oder übel zog sie sich ins Zimmer zurück und hoffte, dass sie schnell vermisst und ebenso schnell gefunden werden würde.

Niedergeschlagen verkroch sie sich in eine Ecke und ließ ihren Blick umher schweifen. Über das große Himmelbett, welches sie selbst gern hätte, und dann weiter über eine antike Kommode. Erst an einem zierlichen Bücherregal blieb ihr Blick hängen. Als sie die ersten Titel entzifferte, sprang sie erbost auf. Das ganze Regal war mit genau den Büchern gefüllt, von denen Julian wusste, dass es sich um ihre Lieblingswerke handelte. Wie konnte er ihr das antun? Wutentbrannt riss Michelle eins der Bücher aus dem Regal und warf es an die Wand, wo es krachend zu Boden fiel. Sie hatte genau neben eine Tür getroffen, die ihr vorher nicht aufgefallen war.

Einige Sekunden später stand Michelle in einem angeschlossenen Büro, welches genauso, wie das von Julian eingerichtet war, jedoch einige Quadratmeter mehr besaß und einen zweiten Schreibtisch beherbergte. Als sie näher trat, fiel ihr Blick auf ein kleines Metallschildchen, dessen Gravur ihren Namen zeigte. Auch dieser Gegenstand fand seinen Weg gegen die nächste Wand. Wie konnte Julian sich nur einbilden, dass sie dieser Frau auch noch loyal zur Seite stehen würde?

Völlig verzweifelt zog Michelle sich in ihre Ecke zurück und ließ ihren Tränen freien Lauf. Laut schluchzend rief sie sich all die schönen Momente in diesem Haus in Erinnerung und ließ ihren gesamten Aufenthalt Revua passieren. Sollte das nun alles vorbei sein? Was hatte sie nur falsch gemacht, dass Julian plötzlich eine andere Frau liebte? Der Einrichtung nach zu urteilen, war es auch zu spät, um um ihn zu kämpfen. Und wie würde er wohl erst auf diese Übertretung seines Verbotes reagieren? Michelle bereute diesen Fehler nicht. Schließlich war sie nun vorbereitet und die Ankunft der Anderen würde sie nicht aus heiterem Himmel treffen. Sie hätte genug Zeit, um ihren Abschied vorzubereiten, denn hierbleiben würde sie bestimmt nicht, egal was Julian dazu sagen würde. Aber wahrscheinlich wäre es ihm eh egal.

Inzwischen näherte Julian sich dem Grundstück und freute sich darauf, sein kleines Biest wiederzusehen, wobei er gespannt darauf war, ob sie diesmal brav gewesen wäre oder wieder etwas angestellt hatte. Als er jedoch das Haus und anschließend das Büro betrat, gab es niemanden, der ihn erwartete. Michelle war nirgends zu sehen. Auch in den beiden Schlafzimmern und im großen Saal war sie nicht zu finden. Da er wusste, in welchem Gemütszustand er sie verlassen hatte, ging er davon aus, dass sie irgendwo ihren Frust ausließ, doch ungewöhnlicherweise wurde ihm auch keine Meldung gemacht, dass sie irgendwas zerstört hatte. Auch auf seine direkte Nachfrage ergaben sich keine neuen Erkenntnisse. Niemand hatte sie gesehen.

Beunruhigt setzte Julian die beiden Hunde auf sie an, welche zunächst kreuz und quer durchs Haus rannten und dann den Weg zum Garten einschlugen, wo sie ihre Spur unter einem kleinen Vordach verloren. Ein Blick nach oben und der plötzliche Einfall des Gärtners, dass seine Leiter vor einigen Stunden Füße bekommen hatte, ließen Julian aufseufzen, da ihm sofort bewusst war, wo er Michelle finden würde und er sie wieder einmal bestrafen müsste.

Als er die Tür langsam aufschloss, blitzten ihm aus einer Ecke zwei verheulte, aber bitterböse Augen entgegen. Stumm erhob sich Michelle und starrte ihn an. Auch Julian schwieg, da er eine Entschuldigung oder zumindest den Anschein von Reue erwartete. "Für wen ist dieses Zimmer?", platzte sie schließlich heraus und trat einige Schritte auf ihn zu. "Für die Frau, die ich liebe!", antwortete er und lächelte dabei so, wie er es immer getan hatte, wenn er von ihr sprach. "Also doch!", schoss es Michelle durch den Kopf und Julian beobachtete, wie ihr Blick erst todtraurig und dann eiskalt wurde. Noch ehe er reagieren konnte, ladete ihre Hand in seinem Gesicht, bevor sie mit den Worten: "Wie kannst du mir das so eiskalt ins Gesicht sagen?!?", aus dem Zimmer rauschte und in ihr eigenes stürmte.

Erst allmählich dämmerte es Julian, welche Gedanken sich in Michelles Kopf breitgemacht hatten, nachdem er das Buch und das Metall-Schildchen auf dem Boden liegend gefunden hatte. Doch anstatt ihr zu folgen, begab er sich in sein Büro, da er enttäuscht war, dass ihr solche Gedanken überhaupt kommen konnten. Die Tatsache, dass seine Überraschung geplatzt war, war dabei nur Nebensache.

Michelle hielt es schließlich in ihrem Zimmer nicht mehr aus. Sie wollte Gewissheit haben. Niedergeschlagen schlich sie zu seinem Büro und schlüpfte leise hinein. Sie fand Julian am Schreibtisch sitzend vor, die Ellenbogen auf die Platte gestützt, das Gesicht in den Händen vergraben. Erst als Michelle sich schüchtern räusperte, schaute er auf und musterte sie stumm. Als Michelle jedoch mit gepresster Stimme fragte: "Wann wird sie hier einziehen?", befahl er ihr streng, mit einer Stimme, die keine Widerworte zuließ, sich neben seinen Stuhl zu knien.

Erst zögerte Michelle, gehorchte dann aber doch und ließ sich neben seinem Stuhl zu Boden sinken, wobei sie es jedoch nicht wagte, zu ihm aufzusehen. Zunächst ignorierte Julian sie, doch dann fasste er ohne Vorwarnung nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen, als er losschimpfte: "Was geht eigentlich in deinem Kopf vor? Misstraust du mir immer noch so sehr, dass du ernsthaft an meinen Gefühlen dir gegenüber zweifelst? Ich dachte eigentlich, du wärst schon lange genug hier!" "Aber...", wollte Michelle sich rechtfertigen, doch Julian unterbrach sie sofort: "Nichts aber! Ich wollte dich überraschen, um dir eine Freude zu machen! Ich war der Ansicht, dass du sie verdient hast, aber nicht nur, dass du sie platzen lässt, du unterstellst mir auch noch eine andere Frau!"

Nach diesem Ausbruch zog Julian seine Hand zurück und gab ihr zu verstehen, dass Michelle sich auf ihren Sessel setzen sollte, woraufhin er erstmal tief durchatmete und sie nicht mehr beachtete. Er drehte ihr den Rücken zu und starrte aus dem Fenster. Michelle hatte sich derweil auf dem Sessel niedergelassen und beobachtete ihn, während die Gedanken in ihrem Kopf Purzelbäume schlugen. Erst nach und nach wurde ihr bewusst, dass Julian weniger Zeit gehabt hatte, weil er sich um die Renovierung kümmerte, bei der er auch noch auf ihre Wünsche Rücksicht genommen und sie erfüllt hatte. Vorsichtig stand sie auf und schlich sich an Julian heran, umarmte ihn von hinten, schmiegte sich an und flüsterte ihm eine Entschuldigung ins Ohr. Julian seufzte und zog sie dann zu sich nach vorn. Lange schaute er zu ihr hoch, bevor er meinte: "Ich nehme deine Entschuldigung an, aber bestrafen werde ich dich trotzdem und zwar sofort! Leg dich über meine Knie!" Michelle schluckte, entkleidete sich dann aber und gehorchte. Immer wieder sauste Julians Hand auf ihren Hintern runter und ließ sie aufschluchzen, bis ihr Allerwertester brannte ohne Ende. Als er es für genug hielt, zog er Michelle auf seinen Schoß, schloss sie in seine Arme und flüsterte, während er ihr gleichzeitig die Tränen von den Wangen strich: "Ich werde dich niemals verstoßen! Dafür bist du kleines Biest mir viel zu wichtig!"

(c) Traum der Nacht, Januar 2006

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