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Unter Tage
Die Stille in diesem beengten Raum scheint fast greifbar. Unruhig tippele ich auf der Stelle herum. Unbehagen macht sich in mir breit, während ich warte. Sekunden werden zu Minuten und diese zu nicht enden wollenden Ewigkeiten. Du weißt, dass ich klaustrophobisch veranlagt bin und trotzdem sperrst du mich hier ein – allein und völlig wehrlos. Wieso tust du mir das an?
Gerade als mein Unbehagen der Panik weichen will, spüre ich einen Ruck, der meinen gesamten Körper erfasst. Was war das? Vibriert der Boden? Bewegt er sich? Abwärts? „Ein Aufzug“ schießt es mir durch den Kopf. Ein von Ruckeln und unterschwelligem Brummen begleitetes Quietschen scheint diese Annahme zu bestätigen.
Plötzlich ertönt ein Knall und mein Körper wird gegen die Wand geworfen. Nur die an der Decke befestigte Leine verhindert, dass ich zu Boden falle. Steht der Aufzug? Ist er stecken geblieben? Nervös zerre ich an den Handschellen, die meine Hände unbarmherzig auf dem Rücken gefangen halten. Es vergehen einige Augenblicke, bis das Ruckeln wieder einsetzt. Glücklicherweise hat das Quietschen aufgehört. Welch Erleichterung für meine Ohren.
Mit einem letzten Ruck kommt der Aufzug schließlich zum Stehen. Schritte nähern sich und die Tür wird geöffnet. Erleichtert blicke ich in dein Gesicht, um dann neugierig an dir vorbei zu spähen. Hinter dir erstreckt sich ein von Holzpfeilern gestützter Raum, dessen Ende ich nicht erblicken kann. Erleuchtet wird er von unzähligen Kerzen, die alle vor den von einem Maschendraht überzogenen Wänden positioniert sind und den gesamten Raum in ein schemenhaftes Licht tauchen.
Du versperrst mir die Sicht, als du wortlos die über meinem Kopf befestigte Leine löst und mir mit einer Geste andeutest, aus dem Aufzug zu treten. Du positionierst mich in der Mitte des Raumes, wo du schweigend auf den Boden deutest. Mir ist bewusst, was dies bedeutet und versuche auf die Knie zu sinken, was mit meinen hinter den Rücken gefesselten Händen nicht ganz einfach ist. In diesem Moment wünsche ich mir deine Hilfe, doch du hast mir den Rücken zugewandt und so knie ich bereits vor dir, als du mein bittendes „Herr?“ wahrnimmst.
Langsam drehst du dich zu mir um und schaust fragend auf mich hinab. Ein Lächeln umspielt deine Lippen, als du die Leine von meinem Halsband löst. Anscheinend gefällt dir, was du siehst. Ich erwidere dieses Lächeln zaghaft, bevor meine Augen erneut auf Wanderschaft gehen. Was ich erblicke lässt mich staunen. Offensichtlich hast du dir hier unten deinen ganz persönlichen Folterkeller eingerichtet. Wie hast du es bloß geschafft, eine Streckbank und einen Strafbock hier aufzustellen? Wie hast du die von der Decke hängende Spreizstange befestigt?
Ich spüre, wie sich in meinem Schoß etwas regt und doch fühle ich mich unwohl, als mir bewusst wird, wie versteckt und abgeschieden dieser Ort ist und ich nicht einmal den Hauch einer Ahnung habe, wo genau ich mich überhaupt befinde.
Du hast dich inzwischen hinter mich gehockt. Ich kann deine Nähe spüren und nehme deine Stimme ganz nah an meinem Ohr wahr, als du dich erkundigst: „Weißt du, was dich hier erwartet?“. Sie hat einen seltsamen Ton, so hart und eiskalt. Ich schlucke, bevor ich wispere: „Grenzerfahrungen“. Du beugst dich noch näher zu mir und forderst mich flüsternd auf, meine Antwort zu detaillieren. Ein Zittern durchläuft meinen Körper, als ich erwidere: „Du wirst mich an meine Schmerzgrenze, an meine Spannungsgrenze und an meine Lustgrenze führen!“
Deine Hand legt sich unter mein Kinn und dreht meinen Kopf in deine Richtung. Wieder ist dort dieses unergründliche Lächeln auf deinen Lippen, bevor du dich erhebst und zu einem Tisch in der Ecke hinübergehst, auf dem jede Menge Utensilien ausgebreitet sind, die ich von meinem Platz jedoch nicht erkennen kann. Ich kann meinen Blick nicht von dir lassen und beobachte jeder deiner Bewegungen.
Aus heiterem Himmel und völlig ohne Zusammenhang möchtest du plötzlich wissen, wie mir die Wandfarbe gefällt. Ohne großes Nachdenken platze ich heraus, dass ich sie mir die Wände in einem hellen Blau besser gefallen würden. Ich ernte eine hochgezogene Augenbraue und die Ermahnung, mit meinen Äußerungen vorsichtig zu sein, wenn ich nicht streichen möchte. Mein Zeichnen, dass Scherze dieser Art an diesem Morgen nicht erwünscht sind. Als du dich wieder den Utensilien auf dem Tisch zuwendest, verraten mir deine zuckenden Schultern und ein leichtes Kopfschütteln jedoch, dass dir das Lachen über meine kleinen Frechheiten, die du ab und zu durchaus zu schätzen weißt, nicht vollständig vergangen ist.
Es dauert einige Sekunden, bis du dich wieder gefangen und eine Entscheidung bezüglich der vor dir liegenden Auswahl getroffen hast. Peitsche schwingend kommst du auf mich zu, was mich veranlasst die Augen zu verdrehen. Du weißt ganz genau, dass ich von solch einem Gehabe nichts halte. Diesmal heben sich beide Augenbrauen – nacheinander – und du befiehlst mir in distanziertem Tonfall, mein Gesicht auf die Erde zu betten und dir meinen Arsch zu präsentieren.
Wortlos gehorche ich und schließe die Augen. Deine Schritte umkreisen mich. Plötzlich ein Zischen und ein stechender Schmerz, der sich über beide Arschbacken ausbreitet, als ich deine strenge Stimme vernehme: „Du warst zu spät!“
(c) Traum der Nacht - April 2011
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Geschützter Bereich eingeführt,
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"coming soon" |
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